Landgrabbing Pension vom Acker

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Wasser und Ackerland sind knapp. Foto: Reuters
Frankfurter Rundschau | 02. Juli 2012

Landgrabbing Pension vom Acker

Von Tobias Schwab

In fruchtbaren Boden zu investieren, lohnt sich - kein Wunder, dass die Nachfrage boomt. Auch die Finanzbranche mischt mittlerweile kräftig mit. Von Nichtregierungsorganisationen kommt unterdessen heftige Kritik am "Landgrabbing".

Wo in Subsahara-Afrika lassen sich die größten Ernteerträge und höchsten Renditen erzielen? Welche Probleme ergeben sich bei Investitionen aus den traditionellen Landrechten der einheimischen Bevölkerung? Drei Tage lang haben Hedgefonds-Manager, Vorstände von Pensionsfonds und Führungskräfte von Unternehmen der Lebensmittelbranche vergangene Woche beim „Agriculture Investment Summit“ in London diese Themen beackert.

Fruchtbarer Boden ist ein lohnendes Investment – kein Wunder, dass die Nachfrage boomt. Von 2001 bis Ende 2011 haben nach Studien der Hilfsorganisation Oxfam internationale Investoren bis zu 227 Millionen Hektar aufgekauft oder gepachtet. Die Land-Matrix – ein Projekt von mehreren Forschungsinstituten – dokumentiert mehr als 1.200 dieser Transaktionen. Ergebnis: Vor allem Afrika ist Ziel von Landgrabbing. Besonders viele Deals beschreibt die Land-Matrix für Äthiopien, Sudan, Mosambik, Tansania, Sambia und die Demokratische Republik Kongo – Länder, deren Bevölkerungen selbst unter Hunger leiden.

Gefährliche Pensionsfonds

Zu den Aufkäufern der Ackerflächen gehören nicht nur die Regierungen von Erdölstaaten und Schwellenländern, die auf Nahrungsmittelimporte angewiesen sind, sondern zunehmend auch die Finanzbranche. Hohe Lebensmittelpreise, der steigende Bedarf an Agrotreibstoffen und seltenen Erden, aber auch der „stabile Wert“ von Ackerflächen und Wasser garantiere Landaufkäufern satte Gewinne, stellte ein Bündnis von 60 europäischen Nichtregierungsorganisationen (NGO) anlässlich der Londoner Investorenkonferenz fest.

Vor allem das Engagement der Pensionsfonds prangert das Bündnis an, zu dem Brot für die Welt, Fian, Oxfam, Attac und Slow Food gehören. Die Fonds, die das Geld für die betriebliche Altersversorgung von Millionen von Beschäftigten managen, investierten weltweit massiv in Farmland. Nach Schätzungen der spanischen Entwicklungsorganisation Grain von Mitte 2011 haben Pensionsfonds weltweit bis zu 15 Milliarden Dollar in Ackerflächen angelegt.

Bekannt sind etwa die Engagements des US-Pensionsfonds für Lehrer TIAA-CREF und der dänischen Pensionskasse PKA, deren Vertreter denn auch bei der Londoner Konferenz referierten. In Deutschland machte im vergangenen Jahr die Ärzteversorgung Westfalen-Lippe Schlagzeilen: 100 Millionen US-Dollar, recherchierte Grain, habe das Versorgungswerk in einen globalen Fonds gelenkt, der weltweit Farmland aufkauft.

„Viele europäische Pensionsfonds sind an Landraub in Afrika und Lateinamerika beteiligt“, sagt Fian-Agrarexperte Roman Herre. Die Folge: Oft werden Kleinbauern von ihrer Scholle vertrieben und müssen dann Hunger leiden. Denn zur lokalen Ernährungssicherung tragen riesige Monokulturen nichts bei. Und auch das Versprechen, Jobs für Einheimische zu schaffen, wird selten eingelöst.

Laut Land-Matrix gibt es kaum Hinweise darauf, dass Landinvestitionen Beschäftigung bringen. Die 60 NGOs fordern die Finanzbranche deshalb auf, ihre Spekulation mit Land aufzugeben.

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